Schmid, Dr. Angelika
Auch 35 Jahre nach seinem Tode ist das künstlerische Schaffen des in Großauheim geborenen und an der Hanauer Zeichenakademie ausgebildeten August Peukert in seiner Heimat im musealen und öffentlichen Raum präsent und greifbar. Wegen seiner Gemälde, Zeichnungen und Graphiken gehört er zweifelsohne zu den wichtigen Hanauer Künstlern der Nachkriegszeit. Zudem hat sich Peukert mit seinen umfangreichen Kirchenfenster-Gestaltungen und Mosaik-Altarwänden weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus einen Namen gemacht. Seinem umtriebigen und kompetenten Wirken ist es zudem zu verdanken, dass das Oeuvre des Bildhauers August Gaul in der öffentlichen Wahrnehmung wieder Wertschätzung fand. Dr. Anton Merk, ehemaliger langjähriger Direktor des Historischen Museums Hanau, sieht in ihm gar den „Begründer der August-Gaul-Renaissance in Großauheim“. Der Vortrag versucht, einen umfassenden Einblick in das vielgestaltige Werk Peukerts zu geben, in dem sich von 1929-32 bereits die erste bedeutende Schaffensphase ausmachen lässt. Dabei wird das thematische wie technische Gestaltungsvermögen über einen Zeitraum von annähernd fünfzig Jahren an prägnanten Beispielen beleuchtet. Nachgespürt wird auch der Frage, wie sich Peukerts ausgeprägtes christliches Ethos und seine pazifistische Weltsicht in seiner Kunst manifestiert haben.
Das Museum Großauheim widmet dem 1912 geborenen Künstler August Peukert eine eigene, fein bestückte Abteilung, die Aufschluss über seine unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche gibt. Diese Präsentation wollen wir besuchen und anschließend bei einem kurzen Rundgang durch den Hanauer Ortsteil Großauheim u.a. die herausragenden Kirchen-Glasfenster von August Peukert kennenlernen, die er ab 1952 für die katholische Paulskirche schuf. zuzüglich Eintritt ins Museum, wird direkt vor Ort bezahlt! Treffpunkt: Eingang des Museum Großauheim, Pfortenwingert 4, 63457 Hanau Die Peukert-Abteilung ist leider nicht barrierefrei zu erreichen. (Sie befindet sich im 1. Stock, der nur über Treppen erreichbar ist. Der Zugang zum Museum an sich ist barrierefrei über den rückwärtigen Hof!)
Immanuel KANT und die offenen Fragen „Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Ohne Zweifel gehört Immanuel Kant (1724 – 1804) zu den bedeutendsten Denkern und Philosophen der europäischen Aufklärung. Seine Gedanken und Überlegungen zu zentralen Werten wie Menschenwürde, Moral und Völkerrecht und seine Erkenntnistheorie haben auch 300 Jahre nach seiner Geburt nichts von ihrer Aktualität und Dringlichkeit verloren. Von zentraler Bedeutung sind nach wie vor seine vier berühmten Fragen: „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?“ Sie bildeten auch die Struktur einer sehenswerten Ausstellung in der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle (24. November 2023 – 17. März 2024). Diese Präsentation mit ihren historischen Dokumenten, philosophischen Schriften, Kunstwerken und weiteren vielfältigen Artefakten ist der Ausgangspunkt für eine vertiefende Vorstellung des Lebens und der Bedeutung der Philosophie von Immanuel Kant. Die Handelsmetropole Königsberg war sein Lebensmittelpunkt. Hier verfasste er u.a. die in ihrer Zeit aufsehenerregende „Kritik der reinen Vernunft“ (1781) sowie viel später die Schrift „Zum ewigen Frieden“ (1795). Mit all seinen Werken wollte der Aufklärer Kant zu aktiven, individuellen Denk-Prozessen und eigenständigem kreativen Handeln anregen. Erstaunlich ist dabei, wie aktuell und wegweisend seine Überlegungen heute noch sind und wie entscheidend sie sowohl bei der Formulierung des Deutschen Grundgesetzes als auch bei der Ausarbeitung der Charta der Vereinten Nationen waren. Daher lohnt eine Beschäftigung mit KANT – dem „Mann ohne Leben“, wie Heinrich Heine kritisch bemerkte – allemal!
„Kreuz im Gebirge“, der sogenannte Tetschener Altar Vortrag zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich (1774 – 1840) Friedrichs Gemälde „Kreuz im Gebirge“, das er an Weihnachten 1808 in seinem Atelier ausstellte, gilt heute als Ikone der Malerei der Romantik. In seiner Zeit löste es jedoch innerhalb des Freundeskreises des Malers und der Dresdner Öffentlichkeit einen heftigen Disput aus, ob Landschaft religiöse Inhalte transportieren kann und auf welche Weise. Seit 1921 gehört es in den Besitz der Dresdner Gemäldegalerie und hängt heute in der Galerie Neuer Meister. Zuvor war es Teil der Sammlung des Grafen Franz von Thun-Hohenstein und schmückte das Schlafzimmer seiner Gattin auf Schloss Tetschen, welches zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern Nordböhmens zählt und auf einer Felszunge über der Mündung des Flusses Polzen in die Elbe malerisch gelegen ist. C. D. Friedrich selbst verteidigte sein Bild und damit seine Kunst mit großer emotionaler Ernsthaftigkeit in einem Brief, der sich im Besitz des Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt befindet und der von August bis November 2024 im Deutschen Romantik-Museum in Frankfurt am Main am Hirschgraben 21 -25 öffentlich ausgestellt ist. Der Vortrag stellt die bis heute andauernden Debatten und Interpretationen des Bildes „Kreuz im Gebirge“ vor und widmet sich darüber hinaus einigen weiteren berühmten Gemälden des Malers wie „Mönch am Meer“, „Der Wanderer über dem Nebelmeer“, „Kreidefelsen auf Rügen“, versteht sich aber nicht als Überblicksvortrag, der das gesamte Schaffen Friedrichs vorstellt.
„Sein Gesicht hat den schmerzlichen Ausdruck unserer Zeit.“ Zwei Meisterwerke und ihre interessante (wechselvolle) Geschichte Nur wenige Wochen vor seinem Tod am 28. Juli 1890 porträtierte Vincent van Gogh seinen damaligen Arzt Dr. Paul-Ferdinand Gachet im französischen Auvers-sur-Oise. Es entstanden zwei Fassungen: eine gehörte dem Nervenarzt, die andere dem Maler. Schon im Juni 1890 hatte Vincent an seinen Bruder Theo geschrieben: „Herr Gachet ist fanatisch auf das Portrait versessen. Er will, dass ich unter allen Umständen, wenn ich es kann, ein Portrait für ihn fertigmache und zwar genau das, das ich jetzt male.“ Der Vortrag zeichnet die wechselvolle Geschichte der Bilder nach, die zumindest in einem Fall von äußerst interessanten Besitzerwechseln gekennzeichnet ist, die auf besondere Weise mit Kulturpolitik und Kommerz des 20. Jahrhunderts verknüpft ist. Darin bewahrheitet sich auch der Satz des britischen Kunsthistorikers Michael Baxandall: „Gemälde sind unter anderem versteinerte Formen des ökonomischen Lebens.“ Nehmen Sie also teil an einer Spurensuche der besonderen Art!
Zwischen 1906 und 1912 gehörte der in Zwickau geborene Max Pechstein, der ab 1903 drei Jahre lang an der Kunstakademie Dresden studiert hatte, der Künstlervereinigung „Die Brücke“ an. Ebenso wie etwa Ernst Ludwig Kirchner oder Karl Schmidt-Rotluff versuchte er, subjektive Gefühle bildlich so temperamentvoll umzusetzen, dass sie den Betrachter intensiv und sinnlich berühren. Dabei waren ihm Farbe und deren gestischer Auftrag neben Formvereinfachungen das wichtigste gestalterische Mittel. Neben Henri Matisse, dessen Arbeiten er in Paris sah, war für ihn die Kunst von Vincent van Gogh ein entscheidender Impuls. Der Vortrag stellt Werke aus den unterschiedlichsten Schaffensphasen des Künstlers vor und legt seine Inspirationsquellen wie Reisen und Aufenthalte an der Kurischen Nehrung und der Süd- und Ostsee offen. In Anlehnung an die umfangreiche Pechstein-Ausstellung im Kunstmuseum Wiesbaden im Frühjahr 2024 wird anschaulich, wie die Sonne zu einem zentralen, kreativen Motiv im Schaffen des Künstlers wurde. Kurz vor seinem Tod 1955 wurde Pechstein noch zur Teilnahme an der documenta 1 in Kassel eingeladen.
Die herausragende Sammlung des Wallraf-Richartz-Museum & der Fondation Corboud in Köln Das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud - kurz Wallraf genannt - gehört zu den ältesten Museen Kölns und besitzt mit Werken vom Mittelalter bis zum frühen 20. Jahrhundert eine der großen klassischen Gemäldegalerien Deutschlands. Seine Sammlung impressionistischer Malerei ist gar die größte in Deutschland - nicht zuletzt dank der Gemälde der Fondation Corboud, die im Jahre 2001 als Stiftung des Schweizer Sammlers Gérard J. Corboud und seiner Frau an das Wallraf übergegangen sind. Sehenswerte Werke von Gustave Caillebotte, Edvard Manet, Claude Monet, Berthe Morisot, Camille Pissarro, August Renoir, Paul Signac, Alfred Sisley und den Bildhauern Jean-Baptiste Carpeaux und Auguste Rodin werden vorgestellt und geben einen eindrucksvollen Überblick über die künstlerischen Neuerungen des Impressionismus. Unter dem Titel „1863 • PARIS • 1874: Revolution in der Kunst“ zeigte das Wallraf im Frühjahr / Sommer 2024 eine große Sonderausstellung, die den Weg der französischen Malerei vom Salon bis zum Impressionismus nachzeichnete und mit weltweiten Leihgaben veranschaulichte; auch davon wird im Vortrag die Rede sein.