Von August Macke und Franz Marc bis zu Ernst Ludwig Kirchner und Ludwig Meidner Die Darstellung des Künstlerporträts hat eine lange Tradi on und Künstler wie Albrecht Dürer oder Rembrandt van Rijn nutzten dieses Genre vor allem auch dazu, ihre eigene Positon innerhalb der Gesellschaft ihrer Zeit zu verdeutlichen. Am Beginn der Moderne wird das Künstlerbildnis noch mehr zu einem künstlerischen Mittel der Selbstbefragung und legt oftmals die psychische Verfasstheit des Malers offen – denken wir nur an die eindrucksvollen Selbstbildnisse von Vincent van Gogh. Aber auch im deutschen Expressionismus wird das Porträt zu einem von vielen Malern intensiv verwendeten Motiv. Hierbei steht nicht nur das Selbstbildnis im Fokus, sondern insbesondere das gegenseitige Porträtieren erlangt einen hohen Stellenwert. Im ersten Vortrag zu diesem Thema steht die Künstlergruppe „Der Blaue Reiter “ im Zentrum: Ausgehend von den Künstlerfreunden August Macke und Franz Marc werden Gemälde und auch Fotografien vorgestellt, die einerseits die Verbundenheit untereinander verdeutlichen, andererseits aber auch die unterschiedlichen Handschriften eines Alexej Jawlensky, einer Gabriele Münter oder eines Wassily Kandinsky anschaulich machen. Hinzugenommen werden auch künstlerische Einzelgänger wie Else Lasker-Schüler oder Max Beckmann. Die Veranstaltung wird im Wintersemester fortgesetzt und thematisiert dann das Motiv „Bildnis“ bei weiteren zum Expressionismus gehörenden Künstlern wie etwa den sog. „Brücke“ Künstlern um Ludwig Kirchner oder dem in Berlin wirkenden Ludwig Meidner.
Es war einer der spektakulärsten Kriminalfälle der DDR: 1979 werden fünf Gemälde alter Meister wie Hans Holbein d. Ä., Frans Hals und Anthonis van Dyck aus dem Museum Schloss Friedenstein in Gotha gestohlen. Fast 40 Jahre galten sie als verschollen. Auch die Stasi konnte den Fall nicht aufklären. Doch im Dezember 2018 kam die erstaunliche Nachricht: Die verlorenen Bilder sind wieder da ! Eine Erbengemeinschaft hatte sie bereits im Sommer 2018 der Stadt Gotha zum Kauf angeboten. Ein Meisterstück der Geheimdiplomatie brachte den Durchbruch: 2020 kehrten die fünf Gemälde, darunter auch ein Werk aus dem direkten Umkreis von Rembrandt, zurück in die Obhut des Schlosses Friedenstein. 2021 wurden sie zusammen mit 85 weiteren Werken im Herzoglichen Museum in einer Sonderausstellung über die wechselvolle Geschichte der Gothaer Sammlungen gezeigt. Der Vortrag zeigt, dass Kunstgeschichte auch manchmal Kriminalgeschichte sein kann.
Ausgehend von der Ausstellung „Van Gogh in Auvers-sur-Oise. Seine letzten Monate“, die im Frühjahr und Sommer 2023 im Amsterdamer Van Gogh Museum gezeigt wird, stellt der Vortrag das späte Schaffen des Künstlers vor. Etwas mehr als zwei Monate lebte er in dem beschaulichen Ort Auvers-sur-Oise, der 32 km von Paris entfernt liegt. Hier malte er erneut im Freien, hielt wie im Rausch die Landschaft im Bild fest und verewigte in Öl den Flug der Krähen über den Feldern: in 70 Tagen schuf er 75 Bilder! Hier entstand aber auch das weltberühmte Bild des Arztes Dr. Gachet, bei dem Vincent in Behandlung war und der ihm zum Vertrauten wurde. Dieses Gemälde gehörte einst in die Sammlung des Städel Museums Frankfurt, bevor es durch die Nazis beschlagnahmt und veräußert wurde. Diese Inkunabeln im Schaffen des niederländischen Malers werden ebenso eingehend vorgestellt wie Auszüge aus seinem Briefwechsel mit seinem Bruder Theo, der ihn zeitlebens finanziell und menschlich unterstützte.
Ende September 2018 wurde nach sechsjähriger Bauzeit die „Neue“ Frankfurter Altstadt feierlich eröffnet. Das Areal zwischen Dom und Römer gehörte ehedem zu den größten Fachwerkvierteln in Deutschland, bevor es im März 1944 bei alliierten Bombenangriffen zerstört wurde. Für das sogenannte DomRömer-Quartier wurden auf einer Fläche von nur 7 Hektar 35 Häuser zum Teil originalgetreu wieder aufgebaut. Sie beherbergen zwanzig Ladenlokale und 70 exklusive Wohnungen. An dieser Stelle stand vorher u. a. das Technische Rathaus von 1972, das 2009 abgerissen wurde. Wiedererstanden sind der Hühnermarkt mit dem Stoltze-Denkmal, das Haus zum Esslinger, in dem Goethes Tante einst wohnte, das prunkvolle Haus zur Goldenen Waage sowie der Krönungsweg, den Könige und Kaiser nach ihrer Krönung vom Dom kommend benutzten. Schon jetzt erweist sich die Altstadt-Rekonstruktion als magnetischer Anziehungspunkt für Einheimische und Besucher aus aller Welt. Mancher sagt, Frankfurt habe sein Herzstück endlich zurückerhalten. Bei einem 2stündigen Rundgang lernen wir den archäologischen Garten mit den Resten der karolingischen Pfalzanlage Karls des Großen kennen, erkunden die Altstadtgassen und besuchen die an den Römerberg angrenzenden Kirchen, zu denen auch – falls zugänglich – auch die Paulskirche, die Wiege der deutschen Demokratie, gehört. Treffpunkt: Justitia-Brunnen auf dem Römerberg
Von Ernst Ludwig Kirchner bis Max Beckmann und Ludwig Meidner Gerade innerhalb der Künstlergruppe „Die Brücke“ nahm das gegenseitige Porträtieren einen hohen Stellenwert ein. So arbeiteten diese Maler ja auch zeitweilig gemeinsam in einem Atelier und verbrachten zum Teil ihre Freizeit zusammen. Da nahm auch das Porträtieren einen breiten Raum ein. Im Fall von Ernst Ludwig Kirchner wurde die Kunst aber auch zu einem probaten Mittel der Selbstbefragung und zur Offenlegung der psychischen Verfasstheit des Malers. Gerade auch die expressionistischen Einzelgänger Max Beckmann und Ludwig Meidner nutzten das Selbstbildnis dazu, über ihre eigene Befindlichkeit, aber auch über die allgemeine Situation des Künstlers innerhalb der Großstadt Zeugnis abzulegen. Die Dichterin und Künstlerin Else Lasker-Schüler wählte hingegen einen viel phantasievolleren Weg, indem sie mit der Gestalt des märchenhaften Prinzen Jussuf ein Ebenbild erschuf. Seien Sie also auf das weite Spektrum des Porträts gespannt!
Unter diesem Motto widmete die Kunst- und Ausstellungshalle der BRD in Bonn im Herbst/Winter 2022/23 der Oper als Gesamtkunstwerk eine interessante, sinnlich-schöne Präsentation. Wie kaum ein anderes Genre spricht die Oper die menschlichen Sinne an: Hier verbinden sich Musik, Gesang, Poesie, bildende Künste, Theater und Tanz zu einem spektakulären Gesamtkunstwerk. Dieses bezieht seine Faszination aus der inhaltlichen, oft dramatischen Textvorlage, die häufig sowohl durch die Musik als auch die Bühneninszenierung magische und manchmal sogar irrationale Komponenten erhält. Ausgehend von ihren Anfängen in Italien, erzählte die Ausstellung kaleidoskopartig von musikalischen Akteuren, Künstlern und Bühnenwerken, die die Geschichte der Oper und ihre Rezeption mitbestimmt haben. Am Beispiel berühmter Opernhäuser wie der Mailänder Scala, der Wiener Hofoper oder der New Yorker Met werden zudem Wachstum und Wandel der Institution ‚Oper‘ im 19. und 20. Jahrhundert vorgestellt. Es wird die Rede sein von erfolgreichen Opernintendanten, die als Kellner ihre Karriere starteten, von Rivalitäten und Eigenheiten bestimmter Sänger und Sängerinnen, die den heutigen Starkult mit initiierten – wie Leo Slezak, Renata Tebaldi, Maria Jeritza oder Enrico Caruso. Aber auch die Neuerungen, die Gustav Mahler in Wien durchsetzte, und die ganz eigenen Ideen von Richard Wagner für seine ‚Weihefestspiele‘ in Bayreuth werden Thema sein. Gemälde, Kostüme und Accessoires sowie Plakate und Bühnenbildmodelle veranschaulichen dabei, wie vielschichtig die Gattung Oper ist. In keinem Land der Welt gibt es so viele eigens für die Oper errichtete Spielstätten wie in Deutschland, nämlich 80 Opernhäuser.
Der deutsch-ameri¬ka¬ni¬sche Künst¬ler Lyonel Feinin¬ger (1871–1956) gilt als Klas¬si¬ker der moder¬nen Kunst und wurde seit über 25 Jahren in Deutschland nicht mehr in einer großangelegten Ausstellung gewürdigt. Vom 27. Oktober 2023 bis zum 18. Februar 2024 stellt die Schirn Kunsthalle das vielseitige Oeuvre Feiningers vor. Mit rund 120 Arbeiten, darunter Gemäl¬de, Kari¬ka¬tu¬ren, Holz¬schnit¬te und Foto¬gra¬fien, werden zentrale Themen und Entwick¬lungs¬li¬nien, die sein Schaffen geprägt und unver¬wech¬sel¬bar gemacht haben, anschaulich. Selten gezeigte Haupt¬werke, aber auch weni¬ger bekannte Arbei¬ten wie die vor kurzem wieder¬ent¬deck¬ten Foto¬gra¬fien des Künst¬lers gilt es zu entdecken. Schon früh entwi¬ckelte Feinin¬ger, der in Hamburg und Berlin studiert hatte, als Grafi¬ker und Kari¬ka¬tu¬rist einen sehr eige¬nen Stil. Unter dem Einfluss von Braque und Picasso wandte er sich schließlich primär der Malerei zu und gestaltete mittels linearer Flächen stimmungsvolle Kompositionen von Stadtansichten und Landschaften. Darin erscheinen Bauwerke in kristallinen, oft monumental wirkenden Formen und in unverwechselbarer Harmonie der Farben. Von 1919 bis 1933 wirkte er als Lehrer am „Bauhaus“ und war Formmeis¬ter der Druckerei. Berühmt ist sein Holzschnitt „Kathedrale“, der 1919 als Titelblatt des Bauhaus-Manifestes fungierte. Seit 1937 lebte der als „entartet“ gebrandmarkte Künstler in seiner Geburtsstadt New York.